von Tobias Jones
390 Seiten, Hardcover
Zu den Mythen der Ultrabewegung gehört der Ursprung ihres Namens. Eine davon erzählt, wie die Fans von Torino nach einer Niederlage den Schiedsrichter bis zum Flughafen verfolgten. Sie waren nach den Worten eines Journalisten ultra, also extrem oder jenseits von. Dieses Jenseits wohnt der Bewegung seitdem inne, sowohl in positiver wie auch negativer Hinsicht und sorgt bis heute dafür, dass sie polarisiert.
In seinem Werk arbeitet sich Tobias Jones an diesem Widerspruch ab und legt beide Pole offen. Zuerst am Beispiel von Cosenza, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im italienischen mezzogiorno. Eine Stadt, deren Geschichte nicht nur mit der Antike verknüpft ist, sondern auch mit der Neuzeit, insbesondere durch die italienische Ultrabewegung. In Cosenza geht Ultra um mehr. Um eine Bewegung, die mehr ist als die Show im Stadion und die Schlagzeilen in der Boulevard-Presse, nämlich grundlegend solidarisch, in die Gesellschaft hineinreichend. Damit stehen die Ultras von Cosenza jenseits des verkommenen italienischen Fußballs, bzw. dem modernen Fußball mit seinen turbo-kapitalistischen Ausprägungen, der sich gegenüber den Ultras in stetiger Repression zeigt: Hier noch ein Stadionverbot, da noch eine Auflage, und diese Zaunfahne ist übrigens auch verboten.
Die Fallstudie der Ultras von Cosenza kontrastiert Tobias Jones mit dem anderen Extrem der Bewegung, wo sie sich mit dem Jenseits, dem Abgründigen des modernen Fußballs gemein macht und es sogar verkörpert. Die rechtsextreme Politik, die mafiösen Verstrickungen, das Ultra-Business. Das dritte Jenseits handelt von Drogen, der Gewalt und letztlich auch den zahlreichen Toten der italienischen Ultrabewegung und ihrem Gedenken, im religiösen Sinne, im Jenseits.
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