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Geschrieben von Stephan am 30. Dezember 2009

Anfang des Monats erschien die Neuauflage des Standardwerks für alle Stadionfans: Das große Buch der deutschen Fußballstadien. In diesem dreht sich alles, wie es der Name bereits vermuten lässt, um die Tempel der Neuzeit. Werner Skrentny trug Informationen und Hintergrundgeschichten zu 350 deutschen Spielstätten zusammen, darunter auch die zahlreichen Neubauten der vergangenen Jahre. Um etwas mehr über Werner Skrentny und sein Werk zu erfahren, nutzte ich die Möglichkeit, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Herr Skrentny, kurz vor Weihnachten ist die überarbeitete Version von ‚Das große Buch der deutschen Fußballstadien‘ erschienen. Welches Feedback gab es bisher und wie zufrieden sind Sie selbst mit Ihrem Werk?

Es sind alle Stadien und Bilder im Buch enthalten, die ich mir gewünscht hatte. Mehr ging vom Umfang her nicht; man muss da gegenüber den Vorgänger-Bänden auch den Preis von 44,90 Euro und die Farbbilder berücksichtigen. Der rbb-Hörfunk hat den Band als ‚Fußballbuch des Jahres 2009‘ bezeichnet – da freut man sich natürlich! Da das Buch wie erwähnt erst kurz vor Weihnachten erschien, dürften weitere Rezensionen im neuen Jahr folgen.

Waren Sie eigentlich damals vom großen Erfolg der Erstauflage und vor allem den vielen positiven Reaktionen überrascht?

Es gab 2000/01 kurz hintereinander drei Auflagen. Ich hatte immer gehofft, dass mit dem Buch eine Lücke in der Fußball-Geschichtsschreibung geschlossen und das entsprechend gewürdigt wird – was auch geschehen ist, von der FAZ bis zur taz… Vorbild war dabei Simon Inglis’ Standardwerk ‚The Football Grounds of Britain’.

Wie viele Leute arbeiten an so einem Buch mit und wie läuft die Arbeitsverteilung und die Fotoauswahl?

Man kennt natürlich die ‚Spezialisten‘ auf dem Gebiet Stadionhistorie, insofern gibt es auch 23 Co-Autoren. Die Fotoauswahl geschah in Absprache mit den Autoren und dem Verlag Die Werkstatt bzw. dessen Lektorat. Sehr hilfreich waren zahlreiche Websites, die wir auch im Buch nennen, darunter Ihre, die-fans.de.

Bei der Erstauflage hatten Sie sich noch darüber beklagt, dass nicht alle Vereine und Sportämter auf Ihre Anfragen reagiert hatten. Lief es diesmal besser?

Leider ist die Vereinsgeschichte bei etlichen Klubs noch immer ein Stiefkind, dies betrifft auch die Heimspielstätten. In Ostdeutschland sieht’s da besser aus. Der sicherste Weg ist, im örtlichen Stadtarchiv zu recherchieren.

Welche Stadien gefallen Ihnen eigentlich besser, die alten Kampfbahnen oder die modernen Arenen? Und was muss für Sie ein gutes Stadion haben?

Um zunächst die letztere Frage zu beantworten: Atmosphäre, ein begeisterungsfähiges Publikum und treue Fans! Ob alt oder modern? Ich denke, da gibt es kein entweder/oder. Die neuen Stadien sind ein Tribut an den sogenannten modernen Fußball und neue Publikumsschichten, das Event-Publikum. Ein Stadion wie die Esprit-Arena in Düsseldorf – wenn das überhaupt ein Stadion ist? – ohne Stehplätze zu errichten, ist allerdings Humbug. Natürlich mag ich die alten Stadien, weil sich damit Erinnerungen verbinden und z.B. der alte Tivoli in Aachen oder das Herner Stadion einfach beeindruckend sind. Und wenn man als Kind bereits für Burgruinen geschwärmt hat, dann muss einem auch das Poststadion Berlin gefallen…

Das große Buch der deutschen Fußballstadien Haben Sie bestimmte Lieblingsstadien, über die Sie besonders gern geschrieben haben?

Eigentlich war jede Stadion-Geschichte spannend und als Herausgeber bzw. Autor muss man jedem Stadion dasselbe Interesse entgegen bringen. Zwar kannte ich die DDR von Besuchen bei Freunden, aber die Stadien dieses Landes weniger. Das bedeutete natürlich eine sehr spannende Recherche. Das Sportmuseum Leipzig ‚thronte‘ zu DDR-Zeiten noch hoch überm Zentralstadion; als ich vor Ort war, hatten sie es in einen Keller verfrachtet… Die Materiallage in den städtischen Archiven war natürlich unterschiedlich. Aber oft hat man gemerkt, dass ein Bewusstsein für Fußballgeschichte vorhanden ist – Beispiele Mönchengladbach, Chemnitz (auch dank einer Privatsammlung im Archiv), Kaiserslautern und andere mehr.

Was das neue Buch angeht, habe ich mich sehr über die ‚Entdeckung‘ Zittau gefreut, wo eine Tribüne von 1894 steht! Unverständlich für mich 2010 wie bereits 2000, dass Schweinfurt sein Stadion nach wie vor dem Nazi Willy Sachs widmet. In Garmisch-Partenkirchen sind sie weiter: der Name von NS-Reichssportführer Karl Ritter von Halt ist 2006 verschwunden. Eine sehr negative Erfahrung war, dass sogar denkmalgeschützte Tribünen wie in Bamberg abgerissen wurden. Und dieses Schicksal auch dem im Buch beschriebenen zweitältesten Stadion Deutschlands in Lüneburg droht. Was schließlich die neuen Stadionnamen angeht – oh je. Der Fürther Ronhof heißt künftig Trolli-Stadion nach irgendwelchen Fruchtgummis…

Wann und bei welchem Spiel wurden Sie eigentlich mit dem Fußballvirus infiziert? Was hat Sie bei den ersten Spielen besonders beeindruckt und was ist aus der damaligen Zeit hängen geblieben?

Ich habe immer gehofft, als Fünfjähriger hätte ich 1954 ‚das Wunder von Bern‘ am Fernseher miterlebt, denn wir hatten damals tatsächlich einen. Aber die Familie konnte das leider nie bestätigen… Fußball hat man natürlich als Jugendlicher der 50er Jahre gespielt, die Erinnerung setzt mit 1958 ein: WM in Schweden, Platzverweis Juskowiak, Heinerle-Sammelbilder. Endspiel um die Deutsche Meisterschaft Schalke – HSV. Erstes Spiel im bezahlten Fußball 1961 Fortuna Düsseldorf – Preußen Münster im Rheinstadion (am Tag des Mauerbaus), erstes Länderspiel 1962 im Stuttgarter Neckarstadion gegen Frankreich (während der Kuba-Krise). Endgültig fußballerisch ‚sozialisiert‘ worden bin ich dann ab 1963 beim 1. FC Pforzheim, damals zweite Liga (Regionalliga Süd). Zweimal gegen Bayern München und so weiter. Nach den Spielen am Getränkekiosk bei einer 30-Pfennig-Cola ‚den Alten‘ zugehört, was nach der Schule in den Beruf des Sportredakteurs mündete.

Erinnerungen? Fußball wurde sonntags gespielt, Europapokal am Mittwoch. Ausgewechselt werden durfte nicht, also sah man Spieler mit blutdurchtränkten Kopfverbänden oder als verletzte Statisten auf Linksaußen humpeln. Und durch den Fußball hat man damals geographisch Deutschland kennen gelernt: Meiderich, Hamborn, Altona, Waldhof usw..

Haben Sie einen Lieblingsverein und was verbindet Sie mit ‚Ihrem‘ Verein?

Wie zuvor bereits erwähnt der 1. FC Pforzheim von 1896: erster Spielführer der Nationalelf, elf Nationalspieler. Ich kenne so ziemlich jede Ecke des Stadions Brötzinger Tal, das 2013 ein Jahrhundert alt wird. Und obwohl ich jetzt 700 Kilometer nördlich wohne, komme ich immer mal wieder hin.

Auch wenn ich am jetzigen Wohnort Hamburg viel mit dem HSV arbeite (Museum, Sonderausstellungen), gehört meine Sympathie allen Traditions-Vereinen der Stadt. Eines der Traditions-Stadien ist mit dem des SC Victoria gleich um die Ecke, leider durch DFB-Auflagen verunstaltet – siehe Buch.

Das neue Jahr 2010 hat begonnen. Arbeiten Sie aktuell an einem neuen Projekt und was dürfen wir im neuen Jahr von Ihnen erwarten?

Gerne würde ich einen zweiten Band zu ‚Das große Buch der deutschen Fußballstadien‘ veröffentlichen. Aber das hängt erstens von der Nachfrage zur Neuerscheinung ab und zweitens vom Interesse des Verlags.

2010 möchte ich mich mit der Biografie des jüdischen Nationalspielers Julius Hirsch beschäftigen, der im KZ Auschwitz ermordet wurde. Eine Veröffentlichung ist für 2011 vorgesehen.

Welche Bücher würden Sie, außer Ihren eigenen Werken, anderen empfehlen zu lesen? Und gibt es bestimmte Fanzines, die Sie gerne lesen?

Unverzichtbar sind für meine Arbeit die Statistik-Bände von Hardy Grüne und Kollegen, die Oberliga-Bücher zur Zeit bis 1963 von Raphael Keppel, die Regionalliga-Statistiken (1963 bis 1974) von Uwe Nuttelmann, und natürlich der kicker-Almanach. Sehr erfreulich finde ich, dass inzwischen zu einzelnen Stadien Bücher erschienen sind. An Fanzines lese ich das, was ich in die Finger bekomme und habe da keinen Favoriten.

Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich für mich genommen haben.

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