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In den vergangenen Jahren hat Jens Fuge eine der bedeutendsten Buchreihen herausgebracht, die es wohl je über Fußballfans gegeben hat. In ‚Steigt ein Fahnenwald empor‘, ‚Kennst du den Platz, wo die Sonne stets lacht?‘ sowie ‚Du bist der Schrecken aller Klassen‘ durchleuchtet er die BSG Chemie Leipzig und deren Fans von allen erdenklichen Seiten. Kurz vor dem Jahreswechsel erschien dabei der dritte der erwähnten Bände, zudem er nun einige Frage beantwortete.

Hallo Jens, zum Ende der letzten Jahres ist der dritte Band zu den Fans der BSG Chemie Leipzig mit dem Titel ‚Du bist der Schrecken aller Klassen‘ erschienen. Erzähl doch bitte ein bisschen was zum Inhalt der aktuellen Ausgabe.

Du bist der Schrecken aller Klassen Wir beschäftigen uns auf den 660 Seiten mit der Zeit nach dem Mauerfall bis heute. In jenen 30 Jahren erlebte der Verein eine unvergleichliche Metarmophose vom Verein für die Massen vor 1989 über einen beliebigen Club, in dem auf den Rängen eine durchaus rechte Hegemonie herrschte, bis hin zu einem Verein mit klarem Selbstbild, einer strikten Leitkultur und einem Anspruch, der über reines Fußballspielen weit hinausgeht. Das ist vor allem den Ultras zu verdanken, die erstmals auf 180 Seiten ihre sehr persönliche Sicht der Dinge, ihr Entstehen und ihre Geschichte preisgeben.

Zudem haben wir jede einzelne Saison beleuchtet, die großen Spiele und Verwerfungen, ein Kapitel beschäftigt sich mit den Hooligans in Leutzsch, ein weiteres mit dem besonderen Verhältnis zum Erzrivalen aus Probstheida. Berühmte Chemiker werden vorgestellt, die Fanclubs ebenso. Die Fanzines, die aus Leutzsch kamen, hatten schon immer einen besonderen Anspruch und werden entsprechend beleuchtet. Das erste Fanradio Deutschlands kam ebenfalls aus dem grün-weißen Umfeld, auch diese Story haben wir im Buch.

Wie sind denn bisher die Feedbacks der Leser ausgefallen?

Durchweg positiv, jeder findet ja etwas ganz spezielles für sich zum nacherleben und erinnern. Es kommt sicher auch gut an, dass es nicht ein reines Fußballerinnerungs-Buch ist, sondern dass die Geschehnisse immer im Zeitkontext erläutert werden. Man erfährt also immer etwas mehr und versteht so vielleicht besser, warum die Dinge so liefen wie sie liefen. Das war uns schon in Band 1 sehr wichtig, Zusammenhänge aufzuzeigen.

Wie eng verlief eigentlich die Zusammenarbeit mit den ‚Diablos‘ und konntest selbst Du noch neue Dinge erfahren?

Ich habe jede Menge neue Sachen erfahren, und die Leser werden das genau so sehen! Die Zusammenarbeit verlief sehr eng und vertrauensvoll, wir kennen uns ja auch schon ein bisschen. Zeit- und Lieferprobleme gibt es ja meist, keiner von uns macht das Schreiben ja den ganzen Tag, aber am Ende haben wir alles pünktlich geschafft.

Du hattest ja Einblick in die DDR- und die Neuzeit. Konntest Du dabei Parallelen beim Umgang der staatlichen Organe mit Fußballfans feststellen?

Man kann beide Zeiten nicht miteinander vergleichen, auch wenn es populär ist, das BKA und die anderen Organisationen der Jetztzeit mit dem MfS, der Stasi, zu vergleichen. Man darf nicht vergessen, dass es heute andere Möglichkeiten gibt, sich zu wehren, auch wenn es oft sehr anstrengend, teuer und nicht befriedigend ist. Diese Mittel hatten wir in der DDR nicht, die Willkür war wesentlich größer, das sollte man bei allem Frust nicht vergessen. Gleichzeitig sollten aber alle aufwachen, die es noch nicht sind, und gemeinsam gegen die zunehmende Überwachung und das augenscheinliche Ungleichgewicht in der Gefahreneinschätzung gegenüber Fußballfans opponieren. Die Gefahr, dass hier eine Randgruppe kreiert und zur Aufrüstung der Überwachungs- und Sanktionsmaßnahmen missbraucht wird, ist greifbar und muss bekämpft werden. Auch wir in den Kurven und mit der Leidenschaft für unseren Verein sind die Bürger. Wir sind keine Feinde. Der Staat sollte dringend aufhören, sich Feindbilder zu schaffen und sich daraus seine Existenzberechtigung künstlich zu erschaffen.

Wie hat die Arbeit an den drei Bänden Dein Leben in den zurückliegenden Jahren geprägt?

Gute Frage! Oft habe ich mich gefühlt wie vor 30, 40 Jahren, es war eine Zeitreise auch für mich. All die alten Recken und ehemaligen Weggefährten zu treffen, all die Stories zu hören, die Bilder anzuschauen, das war schon Wahnsinn. Oft kamen dabei wieder Gefühle oder Stimmungen hoch, die man schon vergessen hatte. Und ich habe mich oft geärgert, dass man sich nicht schon damals mehr für sein Gegenüber interessiert, Notizen oder Bilder gemacht hat. Aber konnte ja keiner ahnen, dass man mal Vereinschronist dieses geilen Vereines werden würde…

Nach drei Bänden mit über 1.800 Seiten ist jetzt erst mal Schluss. Kehrt nun die Langweile im Hause Fuge ein oder hast Du schon neue Projekte geplant? Ist in zwanzig Jahren ein vierter Band vorstellbar?

Langeweile – wie buchstabiert man das?? Nein, ich trete schon etwas kürzer, sortiere mich erst mal durch. Dass es drei so intensive Jahre werden würden, habe ich ja nicht ahnen können. Ein wenig reisen, viel unterwegs sein mit der Harley und dem Club, und ein Büchlein wird es auch wieder geben, na klar. Am Jahresende kommt die lang erwartete Biografie zu Alfred Kunze, dem großen Trainer der BSG Chemie, heraus. Muss ja, oder?

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