‚Fußball, deine Fans‘ ist ein Gemeinschaftswerk diverser Journalisten und Szenekenner, welches sich mit der Entstehung und Entwicklung der Fußballfanszenen in Deutschland beschäftigt. Der Schreibstil variiert stark zwischen den Autoren, aber die Mischung macht’s und beim Lesen ist für Abwechslung gesorgt.
Eine Rezension von Ingo Braun
Das Buch ist in sieben Teile gegliedert, die sich allesamt mit hundert Jahren Fankultur in Deutschland auseinandersetzen. Es beginnt mit den ersten Zuschauern nach dem Herüberschwappen des neuen Ballspiels aus England und dem Zuschauerverhalten in den Kriegs- und Vorkriegsjahren. Ist nicht uninteressant, liest sich nur etwas steif. Aus diesen Kapiteln ist bei mir zumindest hängen geblieben, dass sich rund um Fußballplätze schon immer eins auf die Mütze gegeben wurde. Allerdings noch nicht ganz so organisiert wie Jahrzehnte später.
Ins Eingemachte geht es ab den 60er Jahren, als die nächste Welle aus England herüberschwappte und sich die ersten organisierten Fanclubs in den deutschen Stadien bilden. Dabei sticht das Interview mit einem Mitglied des berüchtigten Nürnberger Fanclubs ‚Seerose‘ heraus. Ebenfalls hervorzuheben sind die Kapitel über ‚Deutsche Fans aus Sicht ausländischer Beobachter‘.
In ‚Subkulturen‘ dreht sich alles um Ultras, Hooligans und Groundhopper. Der Teil verspricht leider nicht ganz was er hält. Vor allem wenn zum Thema ‚Ultras‘ die Fanszene eines Karnevalsvereins zu Wort kommt, ist schon alles gesagt. Ganz anders liest sich da der Teil von Kai Tippmann über die Ultras in Italien, da findet sich zwar nichts wirklich neues, trotzdem ist es spannend und interessant zu lesen.
Zum Schluss wird noch ein Ausblick auf eine mögliche Zukunft der deutschen Fankurven gewährt, der aufgrund der Entwicklungen in den letzten Jahren leider nicht ganz so rosig aussieht. Wieder einmal ein wirklich lesenswertes Fußballbuch aus dem Göttinger Werkstatt Verlag.
am 13. Juli 2013 um 22:18 Uhr
Normal schätze ich die Meinung von Ingo Braun sehr und bin auch immer mit dem was er schreibt einverstanden und sehe es gleich bzw. Ähnlich.
Bei folgender Aussage musste ich allerdings die Stirn etwas runzeln:
“ Der Teil verspricht leider nicht ganz was er hält. Vor allem wenn zum Thema ‚Ultras‘ die Fanszene eines Karnevalsvereins zu Wort kommt, ist schon alles gesagt. “
Das der Herr, der sich selbst nicht als Ultra sieht aber dann über diese Subkultur schreibt finde ich auch doof, nicht ganz schlüssig und hat mich auch gewundert das es das ins Buch geschafft hat. Was ich allerdings an diesem Auszug kritisieren muss ist der Umstand das du Leuten die in Mainz versuchen Ultra zu leben und zu etablieren ihre Daseinsberechtigung absprichst. Das du als Frankfurter keine grosse Symapthien für die Mainzer hast ist nachvollziehbar, das das Image umstritten ist auch. allerdings haben die Leute dort in der Fanszene es schwer. Das Umfeld ist von vielen Deppen gespickt aber trotzdem versuchen die Leute dort was ernsthaftes und mit Inhalten gespickten aufzuziehen und zu etablieren. Das ist dort oftmals schwerer als woanders. Respekt hat es trotzdem irgendwie verdient. Oder sind das dort weniger Ultras als in Frankfurt, Stuttgart oder Dortmund?
Vereine wie Mainz, die es mit eigenen Miteln nach oben schaffen und sich dort fest setzen, sind mir aber immer noch lieber wie Hoffenheim oder Leipzig. Denk mal drüber nach….