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Frank Willmann hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Publikationen zu den Fußball-Fans in Ost-Berlin veröffentlicht. Der gebürtige Thüringer wandelt dabei zwischen den beiden Vereinen, deren Anhänger sich nicht viel zu sagen haben. Sein aktuelles Werk heißt ‚Ultras Kutten Hooligans – Fußballfans in Ost-Berlin’. Um etwas mehr über den Autor zu erfahren, stand mir Willmann für einige Fragen zur Verfügung.

Frank, erzähl mir bitte etwas zu Deinem aktuellen Buch ‚Ultras Kutten Hooligans’, um was geht es und wie habt Ihr das Thema aufgearbeitet?

Harald begleitet seit über zwanzig Jahren Union- und BFC-Fans mit seiner Kamera. Er ist ein Meister des besonderen Augenblicks. Ich hatte die Ehre, von ihm als Textlieferant ausgewählt zu werden. Wir haben versucht ein Stück Ostberliner Fußballgeschichte einzufangen.

Ultras Kutten Hooligans – Fußballfans in Ost-Berlin Das Buch ist ja bereits vor knapp drei Monaten erschienen, wie sind bisher die Reaktionen ausgefallen?

In Presse, Funk und Fernsehen waren die Reaktionen sehr positiv. Die Fanszene hat unterschiedlich reagiert. Beim BFC kam es besser an als bei Union. Einige Puristen werden immer was zu meckern haben. Die sehen nie den Spaß und die Arbeit, die erspähen was sie sehen wollen. Für mich ist das Buch die fotografische Erweiterung meines Buchs ‚Stadionpartisanen’, wo alles zum Thema gesagt wurde.

Wie ist damals das Projekt gemeinsam mit dem Fotografen Harald Hauswald entstanden?

Harald hat fast alle meine Fußballbücher mit Fotos bestückt. Es war nur eine Frage der Zeit, wann man etwas gemeinsam auf Augenhöhe bastelt.

Mit ‚Stadionpartisanen’ und Büchern zum 1. FC Union Berlin und dem BFC Dynamo hast Du bereits einige Werke zu den Fußballfans in Ost-Berlin herausgebracht. Wie tief steckst Du in den Szenen drin und wie kommt es auf beiden Seiten an, dass Du zum jeweils anderen Verein ein Buch herausgebracht hast?

Fußballfans neigen mitunter zu Pauschalisierungen. Ich habe beim BFC und bei Union gute Freunde gefunden. Ich wollte ein wenig Licht ins Dunkel der Ostberliner Fußballgeschichte bringen. Gewalt und Fußball hat mich schon immer interessiert. 1980 bin ich von Vieselbachern, Unionern UND BFCern die Chausseestraße entlang gejagt worden, üble Prügeleien anlässlich des FDGB- Pokalendspiels Jena gegen den Club aus dem Knicklichtstadion.

Du befasst Dich recht oft mit der Thematik ‚Fußball und Gewalt’, wie kommt das eigentlich bei anderen Journalisten und Autoren an?

Journalisten machen meist ihr Tagesgeschäft und basta. Da wird selten nach links, rechts, oben oder unten geschaut. Doch es gibt immer wieder Leute, die den Blick hinter den Vorhang praktizieren. Das sind meine Ansprechpartner. Bei Autoren, also Schriftstellern, kommt es gut an. Ich spiele mit vielen von ihnen Fußball in der Autorennationalmannschaft. Die sind immer an Storys aus dem wirklichen Leben interessiert.

Gab es bei der Recherche für Deine Bücher bereits Probleme, da viele bei Themen wie Gewalt und Hooligans lieber schweigen?

Funktionäre wollen davon nichts wissen, Polizisten und sonstige Freaks aus der Sicherheitsmeute geben wenig, oder falsche Auskunft. Hools und Artverwandte tragen ihre Angelegenheiten ungern vor einer Pressemeute aus. Alle Beteiligten müssen Vertrauen haben. Das muss man sich erarbeiten.

Was fasziniert Dich überhaupt an der Ost-Berliner Fanszene und wie siehst Du die Entwicklung der beiden großen Vereine?

Diese komische Sehnsucht nach Freiheit, die einige beim Fußball finden. Ich steh auf pöbelnde Opis im Stadion, die sich auch mal daneben benehmen, wenn es darum geht, ihren Club nach vorn zu peitschen. Fußball ist in Deutschland noch nicht komplett von der Popkultur geschluckt. Ich besuche Spiele beider Clubs, mein zehnjähriger Sohn ist Union-Fan.

Was sind Deine aktuellen Projekte und wirst Du irgendwann auch ein Buch zu Deinem eigentlichen Lieblingsverein FC Carl Zeiss Jena arbeiten?

Zu Jena gibt’s von mir nur literarische Arbeiten. Ich hab einige Kurzgeschichten über Fußballerlebnisse geschrieben. Ich werde mich hüten, ein Buch über meinen Lieblingsclub zu schreiben. Ein Blick hinter die Kulissen kann einem ganz schön den Spaß verderben.

Momentan schreibe ich an einem Roman über die 80er. Ein Freak aus der Zone kommt in das wilde Westberlin und dreht richtig am Zeiger. Fußball spielt am Rand eine Rolle, es geht um Straßenschlachten, Punkrock, Bücher und Frauen.

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