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Kaperfahrten – Mit der Kogge durch stürmische See Seit dem vergangenen Freitag ist das neue Buch über die Fankultur beim FC Hansa Rostock, welches den Titel ‚Kaperfahrten – Mit der Kogge durch stürmische See‘ trägt, fertig. Aktuell wird alles noch verpackt und für den Transport vorbereitet, damit am morgigen Dienstag der Lkw endlich die Reise antreten und dann am Mittwoch sein Ziel erreichen kann. Bevor anschließend am Mittwochabend das große Packen und Verteilen beginnt, hat sich der Autor Marco Bertram etwas Zeit genommen und einige Fragen zu seinem neuesten Werk beantwortet.

Moin Marco, in wenigen Tagen wird Dein neuestes Buch mit dem Titel ‚Kaperfahrten – Mit der Kogge durch stürmische See‘, bei dem Du als Herausgeber fungiert hast, aus der Druckerei eintreffen. Bist Du schon aufgeregt?

Aufgeregt ist sogar leicht untertrieben. Ich habe schlaflose Nächte, träume zwischendurch vom Wälzer-Einpacken und etwaigen Fahrten quer durch die Lande –vielleicht ja auch zu Dir nach Kloster Zinna. Es ist inzwischen mein – jetzt muss ich mal fix durchzählen – bereits achtes Buch, das aus der Druckerei kommt. Klar, im Herbst 2014 war die Aufregung auch groß, als ‚Zwischen den Welten‘ ausgeliefert wurde. Jedoch ist das jetzige Buchprojekt noch einmal eine ganze andere Hausnummer mit viel größerer Tragweite. Das 512-seitige Buch ‚Kaperfahrten‘ ist schließlich keine One-Man-Show, sondern quasi ein Gemeinschaftswerk, an dem rund zwanzig Hansa-Fans beteiligt sind.

Was erwartet die Leserschaft und dürfte Dein Werk auch für Fußballfans außerhalb der Hansa-Szene interessant sein?

Anfangs schwebte mir ein fetter Hansa-Brocken vor, der die vergangenen dreißig Jahre – sprich von 1990 bis 2020 – thematisiert. Es sollte ursprünglich eher ein Bildband werden, doch schnell wurde klar: Knackige Texte sind mit das A und O. Und in diesem Fall kommt man ohne die Vorwendezeit und die Zeit des Mauerfalls und des Umbruchs nicht aus. Die Qualifikation für den UEFA-Cup, die Fahrt nach Ostrava, ein wenig DDR-Fußballalltag. Klar, ich hätte gleich bis 1980 zurückgehen können, doch hätte dies den Rahmen komplett gesprengt. Bereits jetzt musste das Buch von den geplanten 400 Seiten auf über 512 Seiten erweitert werden, und am Ende hatte ich häufig die Qual der Wahl. Das Buch schrieb sich teils von selbst. Während des Arbeitsvorgangs ergaben sich immer mehr Möglichkeiten und Optionen. Plötzlich waren auch ‚Chelsea‘ und Baldi mit im Boot, und mit einem Mal stellte sich heraus, dass Aumi bei dem einen oder anderen Schlüsselspiel war. Tja, was erwartet die Leserschaft? Eine Auswahl der Highlights von 1988 bis 2020. Der Blick wird sowohl auf das Fangeschehen, als auch auf das Sportliche gerichtet. Jede Saison wird mit einer Statistik-Seite abgeschlossen. Und klar doch, dieses Buch ist selbstverständlich auch für Fußballfans außerhalb der Hansa-Szene interessant. Und zwar so was von!

Marco Bertram begleitet die Fans des FC Hansa Rostock auch außerhalb des Stadions.

Kannst Du etwas über die Co-Autoren erzählen und wie seid Ihr in Kontakt gekommen?

Bereits anfangs stand fest, dass Anika, Mia und Michael, die für unser Magazin turus.net schrieben bzw. schreiben, mit im Boot sind. Auch für die Texte von Heiko Neubert gab es sofort grünes Licht. Von ihm fand ich ein paar Klassiker in den alten Heften ‚Fankogge‘. Schnell ins Gespräch kam ich auch mit Klischi, der mir bereits vorher einige alte Fotos zugeschickt hatte. Wir trafen uns mal in Bremen, und wenig später sprach er mir ein paar geniale Anekdoten aufs Band. Ähnlich war es mit Aumi der Fall. Die Geschichten mit dem Kopfhörer zu hören und anschließend abzutippen, machte es für mich sehr authentisch. Als Klischi von Bochum 1999 erzählte, bekam ich beim Abspielen wirklich Gänsehaut. Genial! Einfach mega! Und so ging es dann Schlag auf Schlag. Mir wurden die Keilis aus Stralsund vermittelt, sie steuerten viele Fotos bei und konnten die eine oder andere Lücke schließen. Stendal 2006? Kein Problem! Plötzlich hatte ich die Papierabzüge zum Einscannen in den Händen. Am Ende ‚betraten‘ auch NB-Frank und Baldi das Boot und gaben mir in Leipzig an einer Tankstelle ein starkes Interview, welches das Buch hervorragend abrundet und quasi Lust auf mehr macht. Mir war es wichtig, die meisten Leute auch persönlich zu treffen. Mit ‚Chelsea‘ saß ich in Rostock in einem Park, mit VS-Martin schnackte ich auf dem Marktplatz von Stralsund…

Was hat Dich bei der Arbeit an dem Buch am meisten überrascht? Gab es noch Anekdoten, die Dir komplett unbekannt waren?

Aber klar doch. Ich lernte im vergangenen Jahr wirklich irre viel dazu. Mit NB-Frank plauderte ich im vergangenen Sommer auf dem Sportplatz in Werder (bei Potsdam), und dabei gab er mir auf den Weg: Naestved! Naestved muss unbedingt mit rein! Ein Muss! VS-Martin empfahl mir indes, die geniale Schiffsfahrt in Düsseldorf und die geworfenen Fische in Hannover mit reinzunehmen. Manches war halt bereits vorher klar, manches ergab sich während des Werdegangs des Buches. Und manches musste indes aus Platzgründen gestrichen werden. Das schmerzte manchmal ein wenig, aber mit meinem Grafiker, der exzellente Arbeit geleistet hatte, stand ich täglich im regen Austausch. Jeden, wirklich jeden Tag tauschten wir uns aus und schrieben uns noch spät am Abend Nachrichten. Noch nie hatte mich ein Buchprojekt dermaßen eingenommen. Vor allem emotional. Das Buch ist auch eine Liebeserklärung. Im ausführlichen Prolog ließ ich alles noch einmal Revue passieren. Mir war klar, solch einen fetten Wälzer über den F.C. Hansa Rostock und seine Fans macht man nicht einfach so.

Was fasziniert Dich an der Hansa-Kogge und deren Umfeld?

In den 1990ern war der F.C. Hansa für mich als geborener Ost-Berliner die große Unbekannte. Am 2. Mai 1992 stand ich im Kölner Müngersdorfer Stadion das erste Mal mit den Hansa-Fans in der Gästekurve. Es war ein erstes Schlüsselerlebnis, doch war dies damals mir noch nicht wirklich klar. Als Hansa im Berliner Olympiastadion vor knapp 60.000 Zuschauern im Oktober 1995 gegen Eintracht Frankfurt gespielt hatte, liefen beim Ausgleich zum 1:1 die Tränen über meine Wangen. Vor Freude. Vor Rührung. Ich war schlichtweg überwältigt. Allerdings sollte es noch ein paar Jahre dauern, bis ich dem Verein wirklich näher kam. Nach meiner Auszeit zur Jahrtausendwende – ich wollte ja eigentlich mit dem Segelboot nach Sydney fahren – näherte ich mich ab 2002 nach und nach wieder dem Amateurfußball. Ich schaute immer, was Hansa sportlich auf die Beine stellte, doch war ich damals vor über 15 Jahren eher selten im Fußballoberhaus unterwegs. Richtig Fahrt nahm das Ganze auf, als 2008 unsere Fußballrubrik auf turus.net eingerichtet wurde. Ich lernte fortan unglaublich viel dazu, schaute stets über den Tellerrand und lernte Zusammenhänge zu verstehen. Mir wurde immer klarer, dass ich mich dem Norden – sprich Mecklenburg-Vorpommern – sehr hingezogen fühle. Das war bereits als Kind und Jugendlicher der Fall, doch war auch dies mir nicht wirklich klar. Emotional kam ich nun über die Jahre immer mehr zu Hause an. Aber auch dies dauerte eine ganze Weile, weil ich halt kein geborenes Nordkind, sondern ein geborener Ost-Berliner bin. Mir wurde irgendwann klar: Ein Verein kommt zu einem. Nicht andersherum. Wenn eine heimliche Liebe stetig wächst, muss man sich diese eingestehen und irgendwann sich auch zu dieser öffentlich bekennen. Dass beide Söhne – vor allem der Größere, der ja inzwischen zehn Jahre alt ist – voll zu Hansa Rostock stehen, macht mich glücklich. Sie spüren den besonderen Spirit, der von diesem Verein und der einzigartigen Fanszene ausgeht. Mit dem größeren Sohn hatte ich bereits einmalige Fußballsausen – vor allem mit den Amateuren des FCH. Auswärts in Frankfurt Oder, Brandenburg Süd und Stendal – sensationell! Als er zudem beim Heimspiel der Profis im Ostseestadion beim Blick auf die Südtribüne vor Freude die Tränen fließen ließ, war ich der glücklichste Papa der Welt.

Marco Bertram mit seinem Sohn im Pressebereich der Duisburger Arena.

Was macht Deiner Meinung nach die Hansa-Szene so einzigartig?

Dieses teils Unnahbare, dieser Zusammenhalt, diese unglaubliche Konsequenz, mit der die Fanszene das eine oder andere umgesetzt hatte. Ein Bundesland – ein Verein. Ganz Mecklenburg-Vorpommern steht hinter dem F.C. Hansa Rostock. Dazu all die Fans an den anderen Standorten. Aus Berliner Sicht können die Nordlichter schon mal recht kühl daher kommen, doch haben sie auch den gewissen Witz und Charme. Ich mag bekanntlich die etwas rauere, solide Fankultur – das Ganze fetzt einfach bei Hansa. Ne Sause nach Mannheim oder nach Köln – einfach einzigartig. Je nach Standort gestaltet sich das Drumherum auch anders. In Mannheim wurde vorher auf dem Parkplatz locker flockig getankt, beim Auswärtsspiel bei Viktoria Köln traf man zahlreiche Rostocker in den einschlägigen Brauhäusern in der Altstadt…

Legst Du nun erst einmal eine Pause ein und bist Du schon wieder an neuen Buchprojekten dran?

Nachdem das Buch in den Druck ging, brauchte ich wirklich mal ein paar Wochen Ruhe. Ich war doch ziemlich geschlaucht. Dazu das ganze Theater aufgrund der jetzigen Corona-Situation. Kita auf, Kita zu. Schule auf, Schule verkürzt, Schule zu. Jede Woche bringt aufs Neue Herausforderungen und Überraschungen mit sich. Was das Schreiben betrifft, so geht es weiter in die Vollen. Im Frühjahr erschienen beim arete Verlag ja bereits ‚Fußballheimat Mecklenburg-Vorpommern‘ und ‚Fußballheimat Brandenburg‘. Nun widme ich mich der Historie des FC Vorwärts Berlin/Frankfurt. Ich arbeite an einem Buch, das teils fiktiv ist und ein wenig in die Roman-Richtung geht. 2021 möchte ich dann endlich die Sache mit dem Buch über die 1980er und 1990er rund machen. Dieses Projekt plane ich bereits, seit ‚Zwischen den Welten‘ herauskam. Spannende, lustige, schräge Anekdoten und Geschichten aus dem Alltag – zu erzählen gibt es noch sehr viel… Und vielleicht gibt es ja in zwei Jahren einen zweiten Teil von ‚Kaperfahrten‘. Spannend wäre es hierbei, in der Zeit noch weiter zurückzugehen. Zurück in die frühen 1980er und die 1970er…

An dieser Stelle ein ganz fettes Dankeschön an alle, die am Buch beteiligt sind! Ich danke allen Hansa-Fans für das mir seit Jahren entgegengebrachte Vertrauen! Vielen Dank auch an meinen herausragenden Grafiker und an Stephan Trosien, der als Verleger – nun bereits zum dritten Mal – mit ins Boot kam! Euch allen wünsche ich richtig viel Spaß und Freude beim Lesen und Stöbern im Buch! Segel setzen – in See stechen – die Kaperfahrten können endlich beginnen! Ahu!

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2 Kommentare zu “„Das Buch ist auch eine Liebeserklärung“ – Interview mit Marco Bertram von Kaperfahrten – Mit der Kogge durch stürmische See”

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  2. […] der Fankultur. Mittlerweile schreiben Leute sogar schon Bücher über gewisse Fankulturen, wie etwa Marco Bertram über den FC Hansa Rostock. Beim Groundhopping in Fußball versucht man so viele Stadien wie möglich kennenzulernen, dort ein […]

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