Fitness ist ihr Grundkapital: Um auf dem Fußballfeld bestehen zu können, müssen Profikicker in Topform sein. Doch das ist leichter gesagt als getan in einem Sport, der mit den höchsten Verletzungsgefahren von allen Disziplinen birgt. Drei Blessuren zieht sich ein Fußballer pro Jahr im Schnitt auf dem Rasen zu. Operationen oder langwierige Nachbehandlungen sind keine Seltenheit.
Dabei leben die meisten Berufssportler so gesund wie nur möglich, um so lange wie möglich Höchstleistungen liefern zu können. Regelmäßige Untersuchungen sind nicht nur beim Medizincheck vor einem Transfer Pflicht. Die Untersuchung reicht vom Blutdruckwerte messen über Gewichtskontrolle bis zu internistischen Untersuchungen und orthopädischen Checks. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf den Körperteilen, die beim Fußball besonders stark belastet werden. Sehnen und Gelenke, aber auch die Sauerstoffaufnahmefähigkeit der Organe werden gründlichst überprüft.
Das Gewicht spielt eine gewichtige Rolle. Muskeln sind zwar schwerer als Fett, aber wenn der Anteil an letzterem nach oben steigt, kann sich das schnell auf die Leistung auswirken. Obwohl Profifußballer im Training und im Spiel jede Menge Energie verbrennen – in einem 90 Minuten dauernden Match verbraucht ein 85 Kilogramm schwerer Kicker im Schnitt rund 1479 Kalorien – kommt es darauf an, in welcher Form dem Körper die Energie zugeführt wird.
Die Zeiten, als der legendäre Bayernstar und Nationaltorhüter Sepp Maier sich vor einem WM-Spiel sein geliebtes fettiges Eisbein wünschen durfte und es auch vorgesetzt bekam, sind längst vorbei. Heute ist die richtige Ernährung der Profis eine Wissenschaft für sich geworden, in die die neuesten Erkenntnisse der Experten einbezogen worden. Dementsprechend ernst genommen wird die Rolle des Küchenchefs im Trainingslager und vor den Spielen.
Der nach sportmedizinischen Gesichtspunkten erstellte Küchenplan wird von den meisten Kickern auch jenseits des Fußballfeldes eingehalten. Zwar gönnen sich die meisten Sportler ab und zu eine Auszeit, um wie der langjährige Bayern-Star Toni Kroos mit den Kindern eine üppige Pizza oder einen Burger zu verzehren, aber das sind sehr vereinzelte Sünden.
Die typische Fußballerdiät wird auf die einzelnen Spieler abgestellt. Die wenigsten Kilometer legt ein Torwart zurück. Seine Bedürfnisse unterscheiden sich daher zum Teil erheblich von denen eines Stürmers. Pflanzliche und tierische Proteine, Kohlenhydrate, Ballaststoffe und Vitamine werden nach genau ausgeklügelten Verhältnissen serviert.
Seit 2017 ist Sternekoch Anton Schmaus verantwortlich für die Verpflegung der deutschen Nationalelf. Frühstück, Mittagessen, Nachmittagssnack und Abendessen sollen schließlich nicht nur den Körper optimal versorgen, sondern auch Genuss bieten, der wiederum der Seele guttut.
Die größte Auswahl gibt es beim Frühstück. Acai-Bowls, Haferflocken, Eierspeisen und Birchermüsli, Smoothies und Frühstücks-Couscous stehen auf dem Plan für Schmaus‘ Schützlinge.
Mittags und abends ähnelt sich das Angebot. In erster Linie kommen Suppen, ein Salatbuffet, vier verschiedene Hauptgerichte mit Fisch, Fleisch oder Pasta auf den Tisch. Dazu werden zahlreiche Gemüsesorten sowie Kohlehydrate in Form von verschieden zubereiteten Kartoffeln und Reis serviert. Ein Mini-Dessert und Obst bilden die Nachspeise.
Nachmittags gibt es trockenen Kuchen, Smoothies, Energie-Balls und Joghurt. Wie genau der Speiseplan aussieht, hängt vom sportlichen Programm ab. Je mehr die Kicker trainieren, desto mehr Kohlenhydrate brauchen sie.
Alkohol hingegen ist eine Ausnahme. Selbst ein Feierabendbier wird höchstens dann gezischt, wenn darauf ein Ruhetag folgt.
Vegetarische oder vegane Ernährung hat inzwischen ebenfalls Einzug in den Profisport gehalten. Dabei wird allerdings darauf geachtet, dass Nahrungsergänzungsmittel fehlendes B12 und Folsäure liefern.
Die auf die physischen Bedürfnisse der Fußballer abgestimmte Diät trägt auch zur Regeneration nach Verletzungen oder Krankheiten bei. Die Uhrzeit der Mahlzeiten spielt ebenfalls eine Rolle. Zu spätes Essen führt dazu, dass der Körper am nächsten Morgen schlechter in Form kommt.
Unerwartete gesundheitliche Probleme bei Fußballern sind laut neueren Studien Zahnfleisch und Zähne. Sogar bei jungen Kickern tritt Karies häufiger auf als im Schnitt der Altersgruppen zu erwarten ist. Als eine mögliche Ursache werden isotonische Getränke oder Energieriegel vermutet. Die liefern zwar viel schnellen Brennstoff für den Körper, sind aber auch meist sehr zuckerhaltig, was wiederum die Zahngesundheit belastet.
Die häufigsten Schwachstellen bei Fußballern sind Muskeln und Sehnen. Zerrungen und Faserrisse, Bänderdehnungen und -risse sorgen im Laufe der Karriere bei einer Vielzahl der Profikicker zu verletzungsbedingten Ausfällen. Brüche sind ebenfalls häufig.
Das größte Verletzungsrisiko haben allerdings nicht die gestandenen Spieler, sondern junge Kicker, die gerade erst in die Profilaufbahn eingestiegen oder zumindest noch nicht lange im Kader sind.
Je älter ein Kicker ist, desto schwerwiegender fallen jedoch die Blessuren oftmals aus, vor allem, wenn es sich um wiederholte Schädigungen handelt. Rund die Hälfte der Verletzungen auf dem Fußballfeld wird als leicht eingestuft und verursacht keine Auszeit oder nur wenige Tage Ruhepause. Als mittelschwer gelten Verletzungen, die zum Ausheilen zwischen einer Woche und einem Monat Pause erfordern. Alles, was länger als einen Monat ohne Training erfordert, gilt als schwere Verletzung.
Die meisten Profifußballer bleiben aber trotz möglicher Knie- und anderer Schäden länger fit als der Durchschnitt der Bewohner Deutschlands. Wer daran gewöhnt war, so lange wie möglich in Topform zu bleiben, behält gesunde Angewohnheiten auch im Ruhestand leichter bei. Fitness ist ein Kapital, von dem lange profitiert werden kann.
Tags: Amateure, Freizeit, Fußball, Gesundheit, Training
Schreibe einen Kommentar