Gewalt bei Sportereignissen

Durch | 5. September 2008

Fußball und Hooliganismus: der Hooligan im Mann

von Paulin Giurgi, Tectum Verlag Marburg, 2008 (24,90 Euro)

Das knapp einhundert Seiten umfassende Buch ‚Gewalt bei Sportereignissen’ ist eine Bachelorarbeit für den Fachbereich Christliches Sozialwesen der Theologischen Hochschule Friedensau.

Eine Rezension von Marc Wördehoff

Für gewöhnlich werden Bachelor- und Diplomarbeiten nicht veröffentlicht, der Tectum Verlag aus Marburg hat sie dennoch verlegt.

Das primäre Ziel einer solchen Arbeit ist der Nachweis der Fähigkeit zum selbständigen, wissenschaftlichen Arbeiten, was  Paulin Giurgi zweifelsfrei gelungen sein dürfte, wobei in dieser Rezension nicht die wissenschaftliche Seite bewertet wird, sondern vielmehr der literarische Genuss.

Das Thema ist klar abgrenzt, die Zitate sind sauber aneinandergereiht, selbst eine kleine empirische Untersuchung gibt es und am Ende steht eine kurze Zusammenfassung.

Auf den ersten Seiten gibt es einen kurzen historischen Überblick zur Entwicklung des Fußballs und die Anfänge des Hooliganismus. Danach versucht der Autor neben den biografischen Merkmalen wie Alter, Beruf, Aussehen, Musikpräferenz etc. andere soziologische und ursächliche Eigenschaften der Hooligans herauszuarbeiten, ehe er sich mit den unterschiedlichen Formen der Auseinandersetzungen befasst. Schließlich folgt  eine kleine empirische Untersuchung mit einer Gruppe rumänischer Hooligans an sowie nachfolgend die Untersuchung anderer Zuschauergruppierungen in Stadien, wie z.B. Kuttenfans, Ultras und Frauen. Schlussendlich beleuchtet der Autor das Männlichkeitsbild und die kultisch-religiösen Aspekte.

Für Leser die sich wissenschaftlich mit diesem Thema auseinandersetzen möchten, hat diese Veröffentlichung einen Nutzen, alle Anderen werden enttäuscht sein. Selten kommt Lesevergnügen auf und es fehlt leider viel zu oft eine kritische Würdigung der angeführten  Zitate. Beispielhaft soll angeführt werden, dass bei dem Thema Musikpräferenzen suggeriert wird, die ‚Böhsen Onkelz’ gäben nationalistische Ideen weiter und hielten durch ihre Musik die Szenen der Skinheads (eine weitere Differenzierung erfolgt hier nicht) und Hooligans zusammen. Sehr häufig wird auch der prominente Jugend- und Gewaltforscher Gunter Pilz zitiert, leider ohne kritische Würdigung seiner oberflächlichen Analysen.

Paulin Giurgis Werk ‚Gewalt bei Sportereignissen (Fußball und Hooliganismus: der Hooligan im Mann)’ erschienen im Tectum Verlag Marburg ist eine wissenschaftliche Arbeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Preis von 24,90 Euro ist maßlos überzogen.

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6 Gedanken an “Gewalt bei Sportereignissen

  1. Simon W.

    Ich habe das Buch auch gelesen. Ich weiss jetzt viel mehr über die Hooligans. Ich hab das Buch genossen, für mich war schon Lesevergnügen – es ist Geschmachssache… Der Preis ist übertrieben, das stimmt. Sonst, ich kann das Buch nur weiter empfehlen. Simon W.

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  2. Ralpf Schwarz

    gut dargestellt, wissenschaftlich gut gearbeitet; die Lösungsansätze für Hooliganismus haben mir jedoch in dem Buch gefehlt..(gibts welche?)
    das Buch kann ich nur weiter empfehlen..

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  3. johannes weber

    es is eins der besten Bücher im Fachgebiet: gut strukturiert, sachlich, beleuchtet von unterschiedlichen Seiten.
    die Lösungsansätze ergeben sich aus dem Forschungsergebnis, und wie man feststellen muss, die Ursachen für Hooliganismus sind heterogen: es gibt also nicht DIE Strategie um Gewalt zu bekämpfen..
    der Presi finde ich auch übertrieben, wie auch bei den meisten neu-erschienenen Bücher mit niedriger Auflage…
    das Buch kann ich trotzdem weiter empfehlen; ich nutze es auch bei mir im Unterricht mit Erfolg..

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