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Geschrieben von Stephan am 14. November 2014

In dieser Woche ist auf kleinen Umwegen mit Groundhopping made in LEV ein ganz neues Magazin im Lager eingetroffen. Die Vorstellung des selbigen überlasse ich dabei mit Daniel einem der beiden Autoren, der sich für meine Interviewfragen reichlich Zeit genommen hat.

Hallo Daniel, die Erstausgabe Eures Groundhopping-Magazins ist fertig. Was erwartet den Leser in Eurem Heft?

Groundhopping made in LEV Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Ein Sammelsurium von Marius und meinen Texten, welche sich in den Jahren des gemeinsamen Hoppens angesammelt haben. Im Vorwort spricht Marius auf den ‚Conehead‘ des Leverkusener Fanclub ‚Young Boys‘ an. Scheißhauslektüre, wo man während jedem Stuhlgang in eine andere Tour gezogen wird. Dabei sind kurze Texte für Fehlalarm dabei und mal sind lange Tourberichte für Verstopfungen im Heft. Die Berichte waren ursprünglich nie für eine Heftform angedacht. Daher gehen die Schreibstile zwischen den Texten teilweise echt auseinander.

Welche Touren der vergangenen Monate waren für Dich die interessantesten?

Marius und ich sind uns einig, dass die Tour im März 2014 ins beschauliche Nordirland unvergessen bleibt. Dafür haben aber nicht unsere irre abenteuerlichen Weiber- und Suffgeschichten gesorgt, sondern die unbändige Gastfreundschaft der Nordiren, wodurch wir in der VIP-Loge von Glentoran den nordirischen Pokal in die Luft ragen durften, ein Regierungobermokel und Fan von Glentoran uns Freikarten für das Spiel bei Glenavon besorgt und wir sogar in der Halbzeitansprache des Präsidenten von Glenavon gegrüßt wurden. Genaueres steht im Heft.

Wie ist bei Euch die Idee für ein eigenes Groundhopping-Heft entstanden?

Ich denke, wie bei allen anderen auch. Im Suff… ca. anderthalb Jahre bevor das Heft erschien. Texte hatten wir bereits, bzw. haben weiter geschrieben. Die Idee wurde nie vollständig verworfen und in der Sommerlangeweile 2014 haben wir Nägel mit Köpfen gemacht.

Was treibt Dich eigentlich an, Deine Wochenenden in Flugzeugen und Bahnen zu verbringen, um irgendwo auf der Welt ein Fußballspiel zu sehen?

Die Faszination Fußball als solche, die ganze Kultur und Geschichte die dahinter steckt. Die Stadien sind stille Zeugen die auch in den tristen Jahren nach der Glanzzeit von Vereinen dir aufzeigen, was mal gewesen ist. Es sind die großen Buden der Welt, die Schmuckkästchen wie man sie in ihrer Individualität nur in den jeweiligen Ländern vorfindet und auch für uns beide die Sportplätze der Republik. Da ist der Südamerikaner, der erst aufhört zu singen, wenn die Flutlichter ausgehen oder und da ist der Opa in Remagen-Oberwinter. Kann kaum noch laufen, aber erzählt 90 Minuten lang mit leuchtenden Augen von den ganzen Besonderheiten, welche der TuS Oberwinter so durch hat. Fußball ist so wunderbar vielschichtig und ist mir noch nie nur ein bisschen langweilig geworden.

Welche Fanszenen haben Dich bisher nachhaltig beeindruckt?

Ich hatte dieses Jahr das Vergnügen, beim Krakauer Derby Wisla beim Eskalieren zuzuhören. Diese verbale Gewalt hat mich umgehauen.

Marius erzählt immer wieder vom Auftritt der Glasgow Rangers 98 in der BayArena. Auf jeder längeren Tour kramt er den Auftritt der Schotten raus und stellt das als absolute Messlatte dar. Ich hab es nur vorm Fernseher gesehen und es hat mich umgehauen. Sein Trommelfell juckt noch heute schottisch…

Wie sieht für Dich das perfekte Stadion aus?

Ich stehe total auf Stadien, wo die Hintertortribünen größer sind, als die Längsseiten. Die Hintertortribünen sollten kein Dach haben, die Haupt und Gegentribüne schon. Man nehme das Stadion von LDU Quito, entferne den ganzen VIP-Mist, füge stattdessen hinzu einen zweiten kleinen Oberrang á la BayArena und eine Dachkonstruktion wie im Mestalla in Valencia. Das wäre was ganz feines. Dann muss das Stadion auch nicht schweinealt sein.

Welche Stadien oder auch Regionen willst Du unbedingt noch bereisen und warum?

Unabhängig von der aktuellen Krise im ekuadorianischen Fußball möchte ich in den kommenden zwei bis drei Jahren das Estadio de Liga Deportiva Universitaria in Quito besucht haben. Tolles Teil! Ich habe dieses Jahr einen der führenden Köpfe der Ultras von Selangor aus Malaysia kennen kennengelernt. Mir war bisher nie bewusst, dass der Malaysier so durchorganisierte Fankurven hat. Außerdem sind die Jungs gut am Glas. Auch beachtlich für den Asiaten. Dorthin soll es schnellst möglich gehen. In Europa will ich seit Jahren zu Salernitana in Italien. Dort gibt es eine der letzten Kurven, welche erahnen lässt, was früher dort mal los war.

Wenn Du etwas am heutigen Fußball ändern könntest, was wäre das?

Der pure Aktionismus aller Funktionäre der Landesverbände, Kontinentalverbände und der FIFA. Der Fußball ist gut so, wie er ist. Woran merkt man das? An den stumpfsinnigen Regeln, Erlässen und Statuten, welche bereichsübergreifend neu aufgelegt und verhängt werden, um sich nachhaltig in den Fußball-Geschichtsbücher zu verewigen. Die EM 2020 wurde in dem Modus ins Leben gerufen, um Ländern die Chance zu geben, auch mal Teil des großen Kuchens zu sein. Der Gedanke ehrt die UEFA zunächst. In der Umsetzung hapert es gewaltig. Mit Aserbaidschan, Ungarn, Rumänien und vielleicht noch Irland sind drei bis vier von 13 Teilnehmerländer Staaten, die zum Auswahlspektrum der Intention passen. Absolute Scheinheiligkeit. Und das zieht sich durch alle Ebenen der Verbände. Das beste Beispiel hierzulande war der Grund für ‚12:12 Ohne Stimme, keine Stimmung‘. Dem unüberlegten Aktionismus verschuldet, hätten wir einen Zustand in Deutschland erreicht, der mich zum Fernbleiben bewegt hätte. Da hätte die Liebe zum Verein nicht groß genug sein können. Ich hoffe, dass sich aber genau das nie ändert. Die vereinsübergreifende Liebe zum eigenen Verein.

Welche anderen Magazine würdest Du empfehlen und warum? Gibt es vielleicht auch Bücher zum Thema, die Du gerne gelesen hast?

Definitiv ‚Grober Schnitzer‘ aus Bremen. Sei mal meine nicht-vorhandene Sympathie für den Verein dahingestellt. Das Heft ist die perfekte Mischung aus eigener Verein, internationale Pralinen, deutscher Amateurfußball, Schreibstil, Länge der Texte, Lesespaß durch Anekdoten und Hintergrundwissen zu den Szenen, wenn es denn welche gibt. Auch nennen möchte ich ‚Der kleine Zeitvertreib‘ aus Chemnitz. Es gibt Hefte, die gut sind, weil die Ziele exotisch oder bombastisch sind. Beim DKZ sind die Ziele zu gefühlt 75 Prozent Kacke. Die beiden Schreiber aus Karl-Marx-Stadt verpacken das aber so schmackhaft, dass ich die Hefte teilweise auf der Arbeit lese, weil es so Bock macht.

Ich habe 2012 ‚Eine Reise dorthin, wo der Osten wieder Westen ist‘ unterm Weihnachtsbaum gehabt und das Buch schneller aufgegessen als den Hahn auf dem Weihnachtstisch. Ich den Rezensionen stand, dass der Fußball zu kurz kommt. Ich bin kein Fan davon, aber nach dem Lesen verstand ich wieso. Faszinierende Reise, von ‚einem von uns‘.

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