‚Der Zeuge von Lens‘ bezieht sich auf das Geschehen am Rande des 1998er WM-Spiels Deutschland gegen Jugoslawien, als eine kleine Gruppe deutscher Hooligans den französischen Polizisten Daniel Nivel ins Koma prügelte. Und es ist die Geschichte von Burkhard Mathiak, der als damaliger Leiter des Schalker Fanprojektes die letztlich entscheidende Zeugenaussage zur Verurteilung der Hauptangeklagten lieferte.
Eine Rezension von Ingo Braun
Dabei werden die Geschehnisse in Lens noch einmal ins Gedächtnis gerufen und welche Auswirkungen diese auf den entscheidenden Zeugen hatten. Jemand der mit einer Waffe in der Hand auf einen am Boden liegenden Gegner einschlägt, genießt auch in der deutschen Hooligan-Szene kein großes Ansehen. Trotzdem kann man problemlos die Bedenken des damaligen Schalker Fanprojektleiters vor seiner Aussage verstehen. Todesangst wäre übertrieben, sind doch Hooligans keine organisierten Kriminellen wie die Camorra, die in solchen Fällen ihre albanischen Auftragsmörder losschickt. So wundert es natürlich nicht, dass Burkhard Mathiak heute selbstverständlich noch unter den Lebenden verweilt und seine Geschichte erzählen lassen kann. Aber dass er sein bisheriges Leben, vor allem seinen Job nicht mehr weiterführen konnte, war zu erwarten.
Das Buch ist durchaus spannend geschrieben, leider fehlt dem Buch jedoch der nötige Tiefgang zum Grundthema. Die an sich schon geringe Seitenzahl wird dann auch noch mit einem extrem oberflächlichen Spagat zwischen Hooligans und Ultras aufgefüllt. Da merkt der szenekundige Leser sofort, dass sich der Autor nur unzureichend bzw. überhaupt nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat. ‚Der Zeuge von Lens‘ bietet leider nicht mehr als einen reißerischen Titel.
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