Vor einigen Wochen ist das Erstlings-Werk von Alexander Hoh erschienen. In ‚In kleinen Gruppen, ohne Gesänge! Unterwegs mit den Hamburg Hooligans’ schreibt der Autor über seine Zeit mit der aktiven Szene des Hamburger SV. Wie er dazu kam, wie die Szene das Buch aufgenommen hat und wie er den heutigen Fußball sieht, dazu beantwortete Alexander Hoh meine Fragen.
Wie bist Du eigentlich auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Ich persönlich bin gar nicht auf die Idee gekommen. Henning Trolsen hatte auf der Homepage seines Verlages nach Leuten gesucht, die über die Fanszene der achtziger und neunziger Jahre berichten können. Ein Freund von mir hatte daraufhin Kontakt zu Henning aufgenommen, und im weiteren Verlauf fiel dann auch mein Name als Zeitzeuge. Wir wollten dann zusammen ein paar Anekdoten aufschreiben. Nachdem das aus Zeitgründen nicht geklappt hat, habe ich ein wenig mit dem Schreiben angefangen und ein paar Seiten an Trolsen geschickt. Und irgendwann wurde mir dann unverhofft ein Autorenvertrag angeboten.
Den Gedanken, die ganzen lustigen Ereignisse zu Papier zu bringen, gab es unter meinen alten Gefährten schon länger. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass ich es dann sein würde, der das Buch eines Tages schreibt.
Und wie wurde das Buch in der Szene bisher aufgenommen?
Bisher habe ich eigentlich nur positive Rückmeldungen bekommen. Für mich war es am wichtigsten, dass das Buch meinen alten Freunden und Gefährten gefällt. Wenn es dann noch Leuten aus anderen Städten – oder gar Menschen, die nicht so viel mit Fußball am Hut haben – gefällt, umso besser.
Seit wann fieberst Du mit dem HSV mit, und was war bisher das Erlebnis, welches Dich am stärksten geprägt hat?
Ich war 1978 zum ersten Mal im Volksparkstadion, seitdem ist der HSV mein Verein. Ich habe im Stadion schon so viele Sachen erlebt, keine Ahnung, welches Ereignis mich am stärksten geprägt hat. Wahrscheinlich ist es die Summe aus allen Erlebnissen.
Was ist für Dich das Besondere an der Hamburger Szene?
Wir waren wirklich ein schräger, kreativer und lustiger Haufen, bei dem eindeutig der Spaß im Vordergrund stand.
Wann und warum bist Du aus der Gruppe ausgestiegen?
Viele meiner alten Freunde waren aus den verschiedensten Gründen kaum oder gar nicht mehr mit den Hamburg Ultras unterwegs. Zudem wurden die Schlägereien immer härter und der ganze Spaß rückte in den Hintergrund. 1995 habe ich dann selbst bemerkt, dass das nicht mehr meine Welt ist.
Wie siehst Du persönlich die Entwicklung des deutschen Fußballs in Bezug auf Kommerz, Arenen usw.?
Natürlich nervt das ganz schön, andererseits darf man nicht vergessen, dass wir uns im internationalen Vergleich noch glücklich schätzen können. England hat sein fußballerisches Herz schon völlig verkauft, und spanische oder italienische Verhältnisse wünscht sich hier sicherlich auch niemand.
Wenn Du einen Punkt am heutigen Fußball-Drumherum ändern könntest, welcher wäre das und warum?
Da gibt es sicherlich einige Punkte. Ich finde es gut, dass sich immer mehr Fans organisieren, um ihre Interessen aktiv zu vertreten. Ich bin leider zu ungeduldig und zu wenig diplomatisch, um mich auf dieser Ebene zu engagieren. Ich persönlich bin schon froh, dass beim HSV in der Halbzeitpause nicht mehr ‚Tic Tac Toe’ eingespielt wird.
In der abgelaufenen Spielzeit hat der HSV ausgerechnet gegen den großen Rivalen Werder Bremen alle drei Titelchancen verspielt. Warst Du bei den vier Partien dabei und wie sehr hat das geschmerzt?
Ich war bei drei von vier Partien vor Ort. Ich hatte schon geahnt, was da kommen würde, schließlich hat man ja genug Erfahrung mit seinem Verein. Da hat am Ende dann einfach das nötige Quäntchen Glück gefehlt.
Welche Bücher würdest Du, außer Deinem eigenen Werk natürlich, anderen empfehlen zu lesen? Und gibt es bestimmte Fanzines, die Du gerne liest?
Fanzines lese ich nicht regelmäßig. Fußballbücher ehrlich gesagt auch nicht. Von daher habe ich momentan keinen heißen Tipp.
am 30. Dezember 2009 um 21:10 Uhr
Den Spruch mit Tic Tac Toe find ich ich lustig ;))