Fußball im Nationalsozialismus
Eine Rezension von Frank Willmann
Eines der wichtigsten Fußballbücher der Saison erschien dieser Tage im rührigen Verlag Die Werkstatt zu Göttingen. Ein Schock deutscher Sporthistoriker hat sich die deutsche NS-Vergangenheit im Fußballsport vorgenommen und endlich eine umfassende Darstellung der Schreckenszeit vorgelegt. Wir erfahren, was wir schon immer wussten, der DFB aber bisher wie ein Schatzkästlein unter Verschluss hielt.
Der westdeutsche Fußball nach 1945 stank vom Kopf. Die gleichen Nazischnauzen die bis 1945 am Ruder waren, gelangten sehr schnell im Funktionärsbereich wieder an die Macht. Opportunes Pack aller Orten, die wenigen redlichen Funktionäre entweder im KZ ermordet, auf der Flucht verhungert, als gebrochene Männer dahinsiechend. Der jüdische Fußballsport ausgerottet.
Ab dem 9. Mai 1945 setzte in Westdeutschland die große Verdrängung ein. Im Jahr 2000 überließ es erstmals ein DFB-Präsident (damals Egidius Braun) nicht einem externen Redner, die Zeit des Nationalsozialismus bei der DFB-Jahresfeier abzuhandeln. Und höret, er äußerte im selben Jahr (2000 sic!) erstmals zarte Kritik an der Geschichtspolitik des eigenen Hauses.
Nach Braun wurde Mayer-Vorfelder, Affärenprofi und Filbinger Ziehsohn DFB-Präsident. Es lag keineswegs an ihm, dass ab 2001 Bewegung in die offizielle DFB-Geschichtsschreibung geriet.
Dreiundsechzig Jahre nach Kriegsende erscheint das Buch Hakenkreuz und rundes Leder – Fußball im Nationalsozialismus, das ist an sich schon mehr als skandalös. Was hat denn die deutsche Sportgeschichtsschreibung die vergangene Jahrzehnte gelehrt? Ich warte auf das Buch, welches den deutschen Sporthistorikern ab 1945 die Hosen runterzieht.
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