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In den vergangenen Tagen erschien mit „Fortunaplatz! Endstation!“ neuer Lesestoff auf dem Buchmarkt. Autor Ulli Münsterberg schreibt darin über seine Erlebnisse mit Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer begleitet er seit den Siebzigerjahren und organisierte unter anderem Wohltätigkeitsspiele und war als Stadionsprecher bei der zweiten Mannschaft aktiv. Zwischen den Spielen stand er nun aber erst einmal für einige Fragen zur Verfügung,

Hi Ulli, ganz aktuell ist dein Erstlingswerk mit dem Titel „Fortunaplatz! Endstation!“ erschienen. Wie zufrieden bist Du damit, und hast Du eventuell schon erste Reaktionen erhalten?

Ich hatte mir gewünscht, dass sich viele Fans mit ihren eigenen Werdegängen im Fußball im Buch wiedererkennen, und bislang habe ich dazu eine ganze Reihe an positiven Rückmeldungen erhalten. Andere haben sich an alte Fußballerlebnisse erinnert, die sie längst hinter sich gelassen hatten.

Könntest Du ein wenig auf den Inhalt deines Buches eingehen?

„Fortunaplatz!“ ist ein Rückblick auf mein persönliches Leben im Fußball. Vor allem geht es eben um Fortuna Düsseldorf, dazu um unsere Reisen nach England, um Ansichten zum und Rückblicke auf den Fußball einst und jetzt. Und auch der Amateurfußball findet im Buch seinen Platz.

Seit den siebziger Jahren bist Du dabei. Gibt es da Dinge, die sich seither bei der Fortuna nicht verändert haben?

Fortunaplatz! Endstation! Beim Rheinländer an sich liegen Höhen und Tiefen emotional noch dichter beieinander als anderswo in Deutschland. Von daher war in Düsseldorf die Grenze zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt oft fließend. Das hat sich bis heute gehalten und hängt mit dem Auf und Ab des Vereins zusammen; ein Werdegang, der in Deutschland in dieser Form ziemlich einmalig sein dürfte.

Dabei versucht die Fortuna im Haifischbecken des heutigen Kommerzfußballs soweit wie eben möglich einen eigenen Weg zu gehen. Ein sichtbares Zeichen hierfür ist zum Beispiel unser Stadionsprecher. Du wirst bei uns keine „Bitte-Danke“-Schreierei hören wie anderswo. Das war und ist in Düsseldorf verpönt. Ein absolutes no-go.

Was ist für Dich das Besondere bei der Fortuna?

Das ergibt sich aus der Geschichte des Vereins. Insgesamt sieben Mal stand die Fortuna im Finale des DFB Pokals – konnte den Pokal aber nur zweimal nach Hause bringen. Fortuna Düsseldorf hält auch die längste Siegesserie im DFB-Pokal, mit 18 Siegen zwischen 1978 und 1981. Das hat selbst der große FC Bayern nie geschafft. Trotzdem verliert die Fortuna das Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger 1979 gegen die Millionentruppe des FC Barcelona unglücklich nach großem Kampf in der Verlängerung mit 3:4. Eine Niederlage, die der Verein über Jahre nicht richtig weggesteckt hat.

Zwei Mal stand der Verein im Endspiel um die deutsche Meisterschaft: 1933 siegte man gegen Schalke 04, und 1936 verlor man in der Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg. Dazu kommen noch vier Endspiele um den DFB-Pokal, das war noch vor Gründung der Bundesliga. Trotzdem ist der Verein bei Einführung der deutschen Bundesliga nicht berücksichtigt.

In der Saison 1966/67 ist es dann soweit: Als Aufsteiger startet die Fortuna ihre erste Bundesliga-Saison mit einem Paukenschlag. 2:1 auswärts im Stadion Rote Erde gegen den frischgebackenen Europapokalsieger Borussia Dortmund. Am Ende der Saison muss die Fortuna trotzdem wieder absteigen. In den frühen Siebzigern wird der Verein gleich zwei Mal hintereinander Dritter der Bundesliga – nur um in den Neunzigern in die drittklassige Oberliga Nordrhein abzusteigen. Wiederum kämpft man sich in die Bundesliga zurück – um es dann auf dem Weg nach unten sogar bis in die Viertklassigkeit zu ‚schaffen‘.

Und aktuell rechnet sich die Fortuna gute Chancen auf den Klassenerhalt in der aktuellen Bundesligasaison aus. Mehr Auf und Ab geht, glaube ich, nicht mehr. Oder?

Du hast ja mit der Fortuna die vielen Aufs und Abs miterlebt. Welche war für Dich dabei die schönste Zeit und warum?

Ganz klar die Achtziger, auch wenn es zwischendurch den abzusehenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga gab. Seinerzeit waren Auswärtsspiele mit deinem Verein noch echte Abenteuer. Nicht selten waren das damals auch brandgefährliche Angelegenheiten! Damals war eine Fankurve auch eine ‚Fan-Kurve‘. Heute ist mir das viel zu viel organisiertes Party-Gehopse, bei dem sich etliche Leute viel zu sehr selber feiern.

Du bist ja auch oft in England anzutreffen. Was sind für Dich die größten Unterschiede zwischen der Fankultur hierzulande und auf der Insel?

Die typisch englische Fankultur, wie ich sie in den Siebzigern und Achtzigern erleben durfte – und manchmal auch musste –, die gibt es nicht mehr. Der deutlichste Unterschied ist doch: In deutschen Fußballstadien gibt es noch Stehplätze. In England seit den Zeiten des Taylor Reports nicht mehr. Das wirkt sich auf die Stimmung im Stadion aus. Ebenso die Eintrittspreise: In Deutschland kann man auch heute noch für (relativ) kleines Geld ein Bundesligaspiel ansehen. Für die günstigsten Karten in der Premier League musst du bekanntlich schon ordentlich was auf den Tisch legen!

Wenn Du etwas am heutigen Fußball ändern könntest, was wäre das?

Die Liste wäre lang. Persönlich wäre ich zufrieden, wenn der Sonntag ausschließlich den Amateur- und Regionalliga-Vereinen zur Verfügung stehen würde und die unteren deutschen Fußball-Ligen erheblich mehr Geld aus den TV-Erlösen bekommen. Denn die Hauptakteure des deutschen Fußballs sind weder der FC Bayern noch Borussia Dortmund, sondern es ist die Basis des Fußballs, von der Kreisliga bis zu den Regionalligen. Hier fängt alles an. Deswegen erwarte ich auch, dass die Meister der Regionalligen ohne jegliches weiteres Qualifikationsprozedere verdientermaßen in die dritte Liga aufsteigen. Wobei, eigentlich erwarte ich von DFB und DFL nichts! Gar nichts, um ganz genau zu sein! Arbeit, Auftreten und Engagement für den deutschen Fußball seitens DFB und DFL würde ich glatt mit 6 bewerten. Die Note 6 auch nur deshalb, weil es keine 7 gibt. Hierzulande. Der aktuelle Auftritt des DFB-Politikers Grindel ist doch das beste Beispiel! Es ist eigentlich unfassbar, wie die Menschen ihren Fußball in die Hände von kommerzgeilen Businessfiguren und in sich selbst verliebten Verbandsfunktionären gegeben haben.

Welche anderen Magazine und Bücher zum Thema Fußball würdest Du empfehlen und warum?

An Büchern eigentlich alles, was sich kritisch mit dem Fußball befasst, da gibt es ja einiges auf dem Markt. Und ganz klar: „11 Freunde müsst ihr sein“ von Sammy Drechsel. Früher habe ich gerne den ‚Kicker‘ gelesen, neben der ‚Fußballwoche‘, die es ja heute leider nicht mehr gibt, aber der ‚Kicker‘ ist mir irgendwie zu stromlinienförmig geworden. Ich schaue hin und wieder gerne mal in die ‚Reviersport‘.

Und zum Fußball alter englischer und auch deutscher Tage gibt es ja tolle Filme und Berichte auf Youtube zu sehen, in England unter anderem die Serie ‚Match of the Day‘.

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Ein Kommentar zu “„Eigentlich erwarte ich von DFB und DFL nichts“ – Interview mit Ulli Münsterberg von „Fortunaplatz! Endstation!“”

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